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Popkultur

Kreator und ihr Durchbruch in den USA: „Extreme Aggression“ wird 35!

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Kreator
Christie Goodwin/Redferns/Getty Images

Wenn wirklich nichts funktioniert, muss man manchmal von vorne anfangen. Diese Erfahrung durchleiden 1989 auch die Essener Thrash-Metaller Kreator, als sie an ihrem vierten Album Extreme Aggression arbeiten. Doch wo liegt das Problem? Und wie gelingt der Band dann doch noch ein Durchbruch in den USA?

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Extreme Aggression von Kreator anhören:

Ende der Achtziger stehen Kreator an einem Scheideweg. Steuern sie weiter in Richtung USA? Schließlich hatten sie mit ihren Kollegen D.R.I. bereits einen Abstecher nach Übersee gewagt, waren dort gut angekommen und könnten nun an diesen Erfolg anknüpfen. Der Durchbruch in den Staaten: Für viele Musikerinnen und Musiker ist das der größtmögliche Traum. Oder schenken sich die Essener diesen anstrengenden Weg und genießen ihren Star-Status in Europa? Wer Kreator kennt, weiß: Ein halb durchgetretenes Gaspedal kommt für die Gruppe aus dem Ruhrpott nicht in Frage. Sie versuchen, ihr nächstes Album Extreme Aggression auch in den USA rauszubringen — und das renommierte Label Epic Records beißt an.

Extreme Aggression: Kreator und ihre Problemchen bei der Aufnahme

Zu ein paar Unwuchten kommt es während der Aufnahme der Platte. Denn eigentlich gehört damals Gitarrist Jörg „Tritze“ Trzebiatowski zum Kreator-Line-up. Von 1986 bis 1989 ist er als Leadgitarrist der Thrash-Metal-Titanen an Bord. Oder doch nicht? „Leider war Tritze immer viel zu nervös fürs Studio“, erklärt Kreator-Frontmann Mille Petrozza im Interview mit Rock Hard. „Deshalb hat er nie auf irgendwelchen Platten gespielt.“ Stattdessen steuert Petrozza sämtliche Gitarrenspuren selbst bei, wenn auch zunächst vergeblich. Die Gruppe nimmt ihr viertes Album nämlich im Berliner Skytrak Studio auf — und Produzent Randy Burns ist alles andere angetan vom Schlagzeugsound. Kreator fangen nochmal von vorne an, diesmal in Hollywood.

Dass die deutsche Plattenfirma von Kreator die neue Aufnahme durchwinkt, hat zwei Gründe. Zum einen verrechnet das Label die Kosten für den doppelten Lauf mit dem Vorschuss der Gruppe. Sprich: Kreator bezahlen die zweite Aufnahme letztendlich selbst. Zum anderen weiß Plattenboss Karl Walterbach genau, dass die Essener kurz vor ihrem Durchbruch in den USA stehen und möchte nichts anbrennen lassen. „Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht“, beschreibt Petrozza die Zeit im „Music Grinder“, wie der Aufnahmetempel in Kalifornien heißt. „Das Studio und der Drum-Raum waren erste Sahne.“ Im Februar 1989 haben Kreator ihr viertes Album fertig — und die Platte läutet für die Band eine Menge Veränderungen ein.

Extreme Aggression öffnet Kreator die Tür nach Nordamerika

Wie erwartet, zeigen nun auch die USA Interesse an den Thrash-Metal-Helden aus Essen. Epic Records, die Heimat des erfolgreichsten Albums aller Zeiten (Thriller von Michael Jackson), nimmt Kreator unter Vertrag und sorgt dafür, dass Extreme Aggression kurze Zeit später in sämtlichen Plattenläden Amerikas erhältlich ist. Und das ist nur der Anfang: Das Musikvideo zu dem Song Betrayer läuft in der MTV-Sendung Headbanger’s Ball rauf und runter. Der Radiosender KNAC benutzt den Anfang des Stücks Love Us Or Hate Us für eine Promo. Und das Magazin Billboard handelt die Essener sogar als die nächsten Metallica. Für Kreator brechen rosige Zeiten an — doch vorher kommt es hinter den Kulissen noch zu einem chaotischen Wechsel.

Als die Kreator-Dampfwalze immer stärker an Fahrt gewinnt, wird es Gitarrist Tritze endgültig zu viel. Den ersten Teil der US-Tour 1989 spielt er noch mit — danach steigt er aus. Zufälligerweise steht Frank „Blackfire“ Gosdzik damals bereits in den Startlöchern, denn er hat gerade bei Sodom gekündigt. „Da der zweite Teil der Tour kurz vor der Tür stand, musste ich Frank innerhalb kürzester Zeit alle Songs zeigen“, erinnert sich Mille Petrozza an den Wechsel. Die Tour durch die Staaten mit den Schweizer Thrashern Coroner sei dann sehr gut gelaufen, vor allem was das Feiern beträfe. Ihr nächstes Album Coma Of Souls (1990) nehmen Kreator mit Blackfire auf — doch das ist eine andere Geschichte.

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Zeitsprung: Am 17.4.1990 wird „Thrash Altenessen“ mit Kreator ausgestrahlt.

 

 

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