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Popkultur

40 Jahre „Don’t Break The Oath“: Mercyful Fate und der Pakt mit dem Teufel

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Mercyful Fate
Foto: Fin Costello/Redferns/Getty Images

Ohne dieses Album würde der Extreme Metal heute sehr anders klingen: Vor 40 Jahren veröffentlichen Mercyful Fate ihr einflussreiches Satanswerk Don’t Break The Oath. Wenige Monate später gibt es die Band schon nicht mehr. Doch ihr diabolisches Vermächtnis bleibt.

von Björn Springorum

Es gibt eine Handvoll Alben in der Welt des Heavy Metal, die sich als Weichensteller erwiesen haben. Als Wasserscheiden, als Meilensteine, die das Genre in ein „Davor“ und ein „Danach“ einteilen. Heute wird eines von ihnen 40 Jahre alt: Don’t Break The Oath, Mercyful Fates zweites satanisches Manifest. Ohne dieses Album hätte der extreme Metal, allen voran der norwegische Black Metal, eine dezidiert andere Richtung eingeschlagen.

Mitglied bei der Church Of Satan

Das beginnt natürlich schon früher: 1983 würgen Mercyful Fate ihr finsteres Debüt Melissa hervor, ein erster Bezugspunkt für alles Extreme, das sich danach aus dem Heavy Metal entwickeln sollte – Thrash, Death und insbesondere Black Metal. King Diamond (übrigens Mitglied auf Lebenszeit in Anton LaVeys Church Of Satan) und Hank Sherman spielen mit finsteren Mächten, sind eine der ersten Bands, die satanisches Image und okkulte Texte allumfassend einsetzen.

Darauf bauen die Dänen nur ein Jahr später auf. Während der eher ruppige, direkte Sound des Debüts Bands wie Metallica oder Slayer prägt, denken Mercyful Fate ihre Klangwelt in kurzer Zeit beeindruckend weiter. Was bleibt, ist das satanische Image, das Corpsepaint, der extreme Sound. Diamond und Sherman impfen den im Mai 1984 in Kopenhagen entstehenden Songs aber eine unheilvolle Aura ein, die insbesondere für den norwegischen Black Metal zum zentralen Anknüpfungspunkt werden soll. Ein wenig progressiver geht es hier zu, sinister eh, durchzogen von geisterhaften Melodien. Diese Atmosphäre und die damals ungekannte satanische Hingabe werden Generationen von Black-Metal-Bands mit Ghoul-Gesichtsbemalung und unleserlichen Logos inspirieren. Es fängt eben nicht bei Mayhem und Darkthrone an. Sondern hier, beim Diamantkönig.

Banshee-Geheul auf die Eins

Das durchdringende Banshee-Geheul von King Diamond muss man mögen, schon klar. Letzten Endes ist es aber ebenso einzigartig wie die Musik. Allein die Anzahl an ikonischen Riffs im Opener A Dangerous Meeting würde Darkthrone heute für eine ganze Platte reichen. Und dann ist da natürlich noch das abschließende Come To The Sabbath. Keine heute aktive Retro-Rock-Band, die diesen Song nicht übertreffen will – und natürlich kläglich scheitert. Das hier ist der real shit, der OG in Sachen okkulter, verhexter, teuflischer Musik. Die pulsierende Double Bass, der hallige Gesang, die Friedhofsmelodien, die unheilvolle Aura… Es ist alles da, worauf einige Jahre ein ganzes Genre begründet wurde.

„Metallica haben einfach viel mehr Gas gegeben als wir“

Auch wenn Don’t Break The Oath in Sachen Verkaufszahlen nicht mithalten kann, hat dieses Album heute denselben Stellenwert wie The Number Of The Beast oder Screaming For Vengeance. Aber das war ja eh immer das Unglaubliche an der Geschichte von Mercyful Fate: Obwohl sie maßgeblicher Einfluss für spätere Stadionbands waren, blieb ihnen zu ihrer zeit wenig mehr als eine Kult-Anhängerschaft vergönnt. Aber wer weiß, vielleicht macht das ja genau den verkommenen Zauber dieser beiden Frühwerke aus. Es ist fast schon ein Geheimnis, eine Sache für die Eingeweihten eines schwarzmagischen Zirkels. Gitarrist Hank Sherman sieht das allerdings entspannt, wie er uns mal erzählte: „Metallica haben einfach viel mehr Gas gegeben als wir, waren ständig auf Tour. Und verdammt gute Songs konnten sie auch schreiben. Sie haben einen Klassiker nach dem anderen veröffentlicht, die im Metal genreübergreifend gut ankamen. Bei Mercyful Fate ist vielen der Gesang zu speziell, würde ich mal vermuten. Außerdem waren wir ja nur eine Handvoll Jahre zusammen, bis wir uns das erste Mal auflösten. Wer weiß also, was sonst passiert wäre…“

Eine Tour spielt die Band noch, darunter auch einige Gigs in Deutschland. Danach ist Schluss: Hank Sherman möchte King Diamond in eine kommerzielle Richtung steuern, um endlich auch mal ein paar Kronen damit zu machen; King Diamond ist strikt dagegen, steigt aus und macht solo sehr erfolgreich weiter. Erst 1992 kommen die beiden wieder zusammen. An die satanische Aura der ersten beiden Alben kommen sie allerdings nie wieder heran. Bis heute bleibt der Ruf von Mercyful Fate also deutlich größer als die Band jemals war.

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