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Popkultur

Beatles, Queen, Bob Dylan: Die besten Songs ohne Refrain

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Queen in Bohemian Rhapsody
Foto: Universal Music

Man kennt das ja: Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain, fertig ist der Radioklassiker. Ist ja auch völlig in Ordnung und sehr bewährt, es geht schließlich nichts über einen fetten Chorus, der die Sterne vom Himmel holt.

von Björn Springorum

Es gibt aber eben auch die Gegenbeispiele, die Misfits unter den Rock-Klassikern, die den Teufel tun und einfach machen, was sie wollen. Hier kommen zehn grandiose Songs, die es auch ohne Refrain zu Meisterwerken gebracht haben.

1. Queen – Bohemian Rhapsody (1975)

Ach, Bohemian Rhapsody. Du ewiger Klassiker, Wayne’s World-Kult, unfassbare Mini-Rockoper, herrlich seltsamer Text. Anstatt eines Refrains bekommen wir hier gleich sechs geliefert. Quasi. Wahnsinn, das alles. Figaro! Nothing really matters! In der musikalischen Theorie ist eine Rhapsodie ja ein Musikstück von unbestimmter Länge und ohne formale Struktur, das aus einer Reihe verschiedener musikalischer Ideen besteht. Man könnte also sagen, dass Bohemian Rhapsody dieser Definition fast aufs Wort entspricht. Hier haben wir einen der ganz ganz großen, unbeschreiblichen Klassiker, die man auch 50 Jahre später nicht fassen kann.

2. Beatles – Happiness Is A Warm Gun (1968)

Die Weiße der Beatles ist ein Hort der musikalischen Seltsamkeiten und Irrwegen. Refrains gibt’s da schon, sind aber längst nicht mehr so zentral für die Band wie noch vier Jahre zuvor. Wie der obige Song auch, verfolgt Happiness Is A Warm Gun einen rhapsodischen Ansatz und bietet in drei verschiedene Abschnitte. John Lennon bezeichnete das kurze Intro als The Dirty Old Man, den Mittelteil des Liedes als The Junkie und die kitschige zweite Hälfte, die den Rock’n’Roll auf die Schippe nimmt, als The Gunman. Zusammen ergibt das alles einen der faszinierendsten und enigmatischsten Beiträge zu ihrem Gesamtwerk. Nicht ganz A Day In The Life, aber allemal grandios.

3. Bruce Springsteen – Thunder Road (1978)

Der Opener seines großen Durchbruchs Born To Run ist ein Lied, das dazu ermutigt, nach vorn zu schauen und sich nicht von der Vergangenheit aufhalten zu lassen. Weiter, immer weiter geht es, kein Blick zurück, nur eine immer neue Strophe. Refrains halten da nur auf. Längst gehört die Nummer zu einer der größten im Kanon von Springsteen – und in der gesamten US-amerikanischen Rockmusik.

4. The White Stripes – Seven Nation Army (2003)

Aber Moment mal, werden jetzt vielleicht manche denken, dieser Song hat doch einen Refrain! Nee, hat er nicht – oder zumindest keinen gesungenen. Man könnte Seven Nation Army von den White Stripes aber durchaus einen Refrain zuschreiben. Instrumental zwar, aber als Sprechchor so allgegenwärtig geworden, dass man fast Worte dahinter vermuten könnte. Und jetzt alle: Daa-da-da-da-da-daa-daaa. Was heute vornehmlich Fußballstadien zum Beben bringt, hat klassische Wurzeln: Das Lied eine verblüffende Ähnlichkeit mit der klassischen 5. Sinfonie von Anton Bruckner. Der brauchte auch keine Worte.

5. Pink Floyd – Money (1973)

Das Wort Money mag übermäßig oft vorkommen in diesem Klassiker von Dark Side Of The Moon. Zum Refrain reicht das aber noch lange nicht. Dennoch ist ausgerechnet diese Nummer bis heute ein Dauergast im Radio, das ja nun eher für Songs mit fein säuberlichen Strophen und Refrains bekannt ist. Hier ist es eben eine Nummer mit 7/4-Taktart.

6. Simon & Garfunkel – The Sound Of Silence (1964)

Selbst eines der schönsten Lieder aller Zeiten braucht keinen Chorus, um seine Brillanz zu untermauern. Der Folk-Klassiker von Simon & Garfunkel ein strophisches Lied, bei dem der Titel am Ende jeder Strophe als Refrain wiederholt wird. Das sorgt für eine epische, geradezu hymnische Atmosphäre, die man nur als spirituell bezeichnen kann. Es hebt sich von den anderen Liedern der Gegenkultur als etwas ab, das zwar auch im Feuer seiner Zeit geschmiedet wurde, aber über den Zeitgeist hinausgeht. Vielleicht auch wegen seiner Struktur.

7. Jefferson Airplane – White Rabbit (1967)

So surreal, kaleidoskopisch und psychedelisch wie das zugrunde liegende Vorbild Alice im Wunderland ist auch Jefferson Airplanes halluzinogener Trip White Rabbit. Klar, dass so eine Reise durch den Kaninchenbau nicht mit gängigen Strukturen auskommt. Entsprechend einzigartig ist der Song aufgebaut: Er vermeidet nicht nur einen typischen Refrain, sondern verzichtet auch auf die üblichen anderen Techniken wie eine Middle-Eight-Strophe oder einen Instrumentalrefrain. Er baut sich einfach monoton auf, bis er sein donnerndes Crescendo erreicht. Was für ein Klangstrudel.

8. Bob Dylan – Subterranean Homesick Blues (1965)

Ein Titan wie Bob Dylan beugt sich nicht dem Pop. Der Pop beugt sich ihm. Deswegen kommen viele Songs des Meisters ohne klassische Strukturen, ohne Refrains aus. Einer der großartigsten ist zweifellos Subterranean Homesick Blues. Jeder Vers ist besser als die meisten Refrains, was will man denn bitteschön mehr? Ein kultiges Video vielleicht? Check. Oder vertonte Beat-Literatur in den Lyrics? Check. Dylan kann eben alles.

9. Radiohead – Pyramid Song (2001)

Mit ungewöhnlichen Songstrukturen kennen sich Radiohead aus. Besser als die meisten Rockbands sogar. Pyramid Song zehrt von ihrer langen Vorliebe für experimentelle Musik und beunruhigende Melodien und steigert sich in einen langsam changierenden Rhythmus, dessen verschwommene Melodie eher an die Lavalampe aus einem Lynch-Film erinnert. Kurioserweise wurde der Song als Single damals ein großer Erfolg. Nicht, weil er schlecht ist, im Gegenteil. Sondern weil er ein normales Publikum eigentlich heillos überfordern müsste.

10. Meat Loaf – Paradise By The Dashboard Light (1977)

Achteinhalb Minuten ohne Refrain muss man erst mal auskommen. Kein Problem natürlich für Meat Loaf auf seinem unfassbaren Bat Out Of Hell. Er packt einfach mehrere Songs auf einmal in einen, gönnt jedem der Parts einen eigenen Chor und eine eigene Identität. Kein Hook zieht sich aber durch die ganze Nummer.

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