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Popkultur

Beyoncé, Post Malone & Co.: Die neue Country-Mentalität im R’n’B und Rap

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Post Malone

Die gute alte Country-Musik erlebt im Mainstream seit einiger Zeit eine wahre Renaissance – und das auch in musikalischen und popkulturellen Biotopen, die so manchem Puristen und mancher Puristin des Genres eher fremd sind.

von Markus Brandstetter

Egal, ob Rap, R’n’B oder Pop: Country ist im Mainstream wieder salonfähig und präsenter denn je. Dies sorgt nicht nur für jede Menge eingängiger Hits, sondern auch für viele verschiedene Meinungen und teils wichtige Diskurse. Wir widmen uns an dieser Stelle fünf Acts, die musikalisch eigentlich ganz woanders herkommen, sich aber höchst erfolgreich der Country-Musik widmeten.

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1. Beyoncé – Texas Hold ‘Em

Wenn Beyoncé einen Karrieremove macht, dann hat das Substanz – und jede Menge Diskussionspotenzial. Als sich der US-amerikanische Superstar medienwirksam dem Country-Genre zuwandte, war alles daran spektakulär: die Ikonographie, der soziokulturelle wie auch popkulturelle Hintergrund, die Symbolik, die Referenzialität und die Breitenwirkung. Beyoncé nutzte ihre Popularität dafür, auf Schwarze Personen im Country aufmerksam zu machen – auch auf kontemporäre. So stellte sie an anderer Stelle, im Song Blackbird, etwa Tanner Adell, Tiera Kennedy, Brittney Spencer und Reyna Robert ins Scheinwerferlicht. Das bekannteste Beyoncé-Country-Stück ist indes zweifellos Texas Hold ‘Em – ein Uptempo-Song, der Country und Folk mit Pop und R’n’B verbindet und ordentlich im Ohr hängen bleibt. Auf ihrem Country-Album Cowboy Carter singt Beyoncé: „They used to say I spoke too country / Then the rejection came, said I wasn’t country ’nough”, und bezieht sich auf ein Ereignis, bei dem sie sich „nicht willkommen“ fühlte – wie der Guardian schreibt, handelt es sich dabei wohl um eine Referenz auf die 2016 Country Music Awards, wo sie gemeinsam mit The Chicks performte und auf Widerstände stieß. Beyoncé wurde die erste Schwarze Künstlerin, die in den US-Country-Charts eine Nummer Eins erreichte.

2. Lil Nas X feat. Billy Ray Cyrus – Old Town Road

Lil Nas X ist ein Pionier, wenn es ums Thema Country-Rap geht, denn als er 2018 seine Single Old Town Road veröffentlichte, waren die beiden Genres im Mainstream noch nicht so miteinander verwoben, wie das heute der Fall ist. Später fertigte er einen Remix des Stücks an, bei dem er Billy Ray Cyrus (ihr wisst schon, der mit dem Achy Breaky Heart) zum Duett bat. Der Song schlug auf der Kurzvideoplattform TikTok hohe Wellen. Es gab auch Kontroversen – etwa, als Billboard den Song aus den Country-Charts herausnahm. Lil Nas X erzählte gegenüber NPR von dem Vorfall: „Anfangs dachte ich: ‚Ich glaube, ich werde diskriminiert.‘ Aber als ich dann weiter darüber nachdachte, hatte ich das Gefühl, dass es eher eine puristische Situation war, wie ‚Wir wollen, dass es so bleibt.‘ Und obwohl es viele Veränderungen in der Country-Musik gibt – wie z. B. viel Pop-Country und sogar die [Songs] mit Trap-Einflüssen – war dies vielleicht ein Zeichen dafür, dass sie sagten: ‚Hey, wir haben einiges durchgehen lassen, aber das ging zu weit.‘ Eine dieser ängstlichen [Antworten], wie: ‚Wir wollen nicht, dass sich das so weit entwickelt.‘“

3. mgk & Jelly Roll – Lonely Road

Dass die Vorlieben des US-amerikanischen Rappers Colson Baker alias Machine Gun Kelly alias mgk über Rap weit hinausgehen, ist längst bekannt. So widmete sich mgk unter anderem dem Pop-Punk (natürlich produziert vom allgegenwärtigen Travis Barker von Blink-182), aber auch Country steht auf dem Programm  – nachzuhören auf dem Stück Lonely Road, das er gemeinsam mit Jelly Roll aufnahm. Dabei zitiert er den John-Denver-Klassiker Take Me Home (Country Roads) und besingt countrytauglich die mit dem einen oder anderen Drink bekämpfte Einsamkeit.

4. Post Malone – I Had Some Help (feat. Morgan Wallen)

Bei Post Malone ist es ähnlich wie bei mgk: Er wurde mit Rap bekannt, zeigte jedoch schon bald, dass in ihm auch noch ganz andere Herzen schlagen. „Posty“, wie der Musiker gerne mal liebevoll genannt wird, hat nämlich (als Gitarrist wie auch als Sänger) auch noch ganz andere Talente: Rock etwa, aber auch Country. Gemeinsam mit dem Country-Sänger Morgan Wallen veröffentlichte er im Mai 2024 das Stück I Had Some Help. Die Idee eines Country-Albums kündige Post Malone bereits 2021 an: „Ich wollte etwas schaffen, zu dem jeder Zugang hat. Leute, die Country mögen, werden es mögen. Leute, die Folk mögen, werden es mögen. Sogar Leute, die Pop mögen, werden darauf abfahren.“ Bei ihm wunderte sich niemand so richtig, als er sich dem Genre zuwandte, schließlich gab er seit langem an, dass es für ihn prägend war.

5. Lana Del Rey & Quavo – Tough

Lana Del Rey ist als Songwriterin ohnehin tief in der US-amerikanischen Songtradition verwurzelt, wenngleich natürlich in einem kontemporären  Kontext. Americana und Folk sind also gewissermaßen sowieso Teil ihrer DNA. Wie die Musikerin bekannt gab, wird sie noch dieses Jahr ein ganzes Country-Album veröffentlichen, das den Titel Lasso tragen wird. Alle Details sind bislang noch reine Spekulationssache. Gemeinsam mit dem Rapper Quavo gab sie allerdings schon mal einen Vorgeschmack – denn zu Lanas ätherischen, melancholischen Songwriter-Sound gesellen sich hier Trap-Beat. Die Country-Ästhetik spiegelt sich hier vorrangig im Musikvideo ab. Wir sind schon mal gespannt, wie Lanas Country-Werk klingen wird!

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