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Popkultur

„Birthday“: Blues Pills feiern das Wunder des Lebens mit einer magischen Sixties-Party

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Blues Pills
Foto: Dana Trippe

Vier Jahre haben sich Blues Pills Zeit für ihr neues Album gelassen. Vier Jahre, die es in sich haben: Auf Birthday feiern die Schweden um Anführerin Elin Larsson das Leben, die kolossale Kraft der Musik und sich selbst. Dabei klingen sie so soulig und unbeschwert wie noch nie.

von Björn Springorum

Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass Blues Pills mit ihrem atemberaubenden Debüt aus dem Nichts auftauchten und schnell federführend im großen Blues-Rock-Revival wurden. Es folgten lange Tourneen, frenetisch bejubelte Slots auf den größten Festivals und zwei weitere Studioalben. Besonders gut war die Band um Sängerin Elin Larsson aber eben immer schon auf der Bühne. Das hat dazu geführt, dass man bereits zwei Live-Platten veröffentlicht hat – und für ihr viertes Album Birthday einen anderen Weg eingeschlagen hat.

Anstatt sich wochenlang in einem Studio zu verschanzen und alles endlos durchzustylen, waren Blues Pills gerade mal zehn Tage im Studio, um die elf furiosen Songs von Birthday einzuspielen. Also im Grunde ein Song pro Tag! Das tut dem Sound der Band hörbar gut: Es knarzt und röhrt, es knistert und rumort zwischen den Songs. Ein wenig Janis Joplin hier, etwas Jefferson Airplane da, vor allem aber der unverkennbar brodelnde Sound der Schweden: Wenn man die Lautstärke aufdreht, hat man unweigerlich den Eindruck, die Band würde direkt vor einem spielen. Fakt ist zumindest: Näher dran an ihr entfesseltes Live-Erlebnis kamen die Schweden mit einer Platte noch nie. Ein Befreiungsschlag, gerade nach den schwierigen Arbeiten am Vorgänger Holy Moly und dieser kleinen Unpässlichkeit namens Pandemie.

Blues-Rock-Wunderwerke

Birthday ist deswegen auf vielerlei Weise ein Neuanfang für die Band. Und ein persönliches Statement der Reise bis zu diesem Punkt. „Während der Aufnahmen zum Album erfuhr ich, dass ich schwanger war“, so die Sängerin. „Es war nicht geplant, also war ich ein bisschen überwältigt, aber es hat es mir tatsächlich leichter gemacht, dieses Album zu schreiben. Es sollte selbstverständlich sein, sowohl Mutter als auch Künstlerin zu sein, und ich möchte, dass mein Sohn Loui mit mir auf diese Reise geht.“

Natürlich auch deswegen ist Birthday ein Album, das das Wunder des Lebens feiert – gegossen in zeitlose, atmende Blues-Rock-Wunderwerke, zu gleichen Teilen heavy und aufmunternd. Und vor allem dezidiert feministisch. „Ich muss das für mich selbst und für andere Mütter tun, damit sie ihre eigenen Leidenschaften nicht aufgeben, nachdem sie Mütter geworden sind“, stellt Larsson klar. „Es wird Zeit brauchen, die beiden Welten, die ich liebe, zu vereinen, aber ich denke, es wird meinem Sohn Loui gut tun, andere Erfahrungen zu machen.“


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Wie neu geboren

Stilistisch ist Birthday noch breiter aufgestellt als der Vorgänger Holy Moly. Shadows watet durch sumpfige Gospel-Gewässer, Bad Choices brilliert mit Motown-Flair, Don’t You Love It ist eine fabulierende Rock’n’Roll-Hymne mit emporgereckter Faust. Generell spürt man dem Album mehr Soul- und Sixties-Flair an als zuletzt. Und das steht ihm wirklich gut: Aus allen Songs schlägt die Spielfreude Funken, förmlich kann man das Dauergrinsen spüren, das die Band im Studio aufgesetzt haben muss. Gitarrist Zack Anderson, Basser Kristoffer Schander und Schlagzeuger André Kvarnström operieren als unzertrennliche Einheit, als gewachsenes organisches Wesen, das den grandiosen Vocals von Elin Larsson eine bestmögliche Bühne bereitet. Da passt kein Blatt dazwischen.

Mit Birthday, so sagt die Band selbst, hat sie den Spaß an der Musik wiederentdeckt. Deswegen wird das Album mit derselben Sorglosigkeit getragen wie das Debüt Blues Pills – nur eben gestärkt durch zehn weitere Jahre Erfahrung. Man könnte also auch sagen: wie neu geboren.

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