------------

Popkultur

Egos, Synths und ein finaler Streich: „Synchronicity“ von The Police

Published on

The Police
Hulton Archive / GettyImages

Einmal ging’s noch: Vor gut 40 Jahren veröffentlichten The Police ihr fünftes und finales Studioalbum Synchronicity. Es sollte der Anfang vom Ende sein.

von Markus Brandstetter

Dass in den besten Zeiten von Sting, Andy Summers und Stewart Copeland die Egos besonders klein gewesen wären, könnte man wohl nicht behaupten. Auch die Vorstellungen, wohin die musikalische Reise eines der wichtigsten Trios der Rockgeschichte  gehen sollte, waren nicht ganz unisono innerhalb der legendären Band. „Jeder von uns hatte eine völlig andere Vorstellung davon, wofür Musik da ist, wie man sie macht und warum“, erinnert sich Stewart Copeland. „Für mich ist es eine Feier all dessen, was laut und aufregend ist und Spaß im Leben. Deshalb mache ich Musik. Für Sting ist es eine Flucht an einen schönen, ruhigen Ort der Harmonie und Kreativität … Und da wir alle drei ziemlich energisch sind und viel Wert auf unsere eigene künstlerische Weisheit legen, war es schwierig, Kompromisse einzugehen.“

Gitarrist Andy Summers macht keinen Hehl daraus, dass die Charaktere bei The Police durchaus eigensinnig waren. „Ein Teil dessen, was die Band ausmachte, war, dass wir alle große Egos haben. Es ist das Ego, das uns diese Kraft, diese Spannung gab, und das ist es, was nach außen ging und auf die Öffentlichkeit übertragen wurde.“

Die Aufnahmen in London

Für die Aufnahmen von Synchronicity begab man sich in die AIR Studios in London – der damalige Besitzer: Beatles-Produzent George Martin. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sting die Songs bereits im Londoner Utopia Studio alleine ausgearbeitet. Er übergab seinen Kollegen fertig orchestrierte Demos. Die Marschrichtung: viel Synthesizer, weniger Reggae, so wenige Overdubs wie möglich. Sechs Wochen lang stand die Band gemeinsam im Studio, wobei das Wort „gemeinsam“ eher relativ zu betrachten ist: Die drei nahmen ihre Spuren in verschiedenen Räumen auf, Sting im Kontrollraum, Summers im Studio, Copeland im Wohnzimmer. Das hatte einerseits akustische Gründe, da man den optimalen Sound für jedes Instrument herausholen wollte, aber auch eine persönliche Komponente, da sich das Trio sowohl persönlich als auch musikalisch voneinander entfernt hatte.


Jetzt in unserem Shop erhältlich:

The Police - Synchronicity
The Police
Synchronicity
4LP Super Deluxe Edition, 2CD Deluxe Edition, Picture Disc LP uvm.

HIER BESTELLEN


Produzent erinnert sich an Spannungen

Produzent Hugh Padgham erinnert sich an die Spannungen (besonders Copeland und Sting konnten sich zu dem Zeitpunkt nicht mehr gut riechen): „Sie hatten sich gegenseitig satt. Sting und Stewart hassten einander, und obwohl [Gitarrist] Andy [Summers] nicht so viel Gift zeigte, konnte er ziemlich mürrisch sein – und es gab sowohl verbale als auch physische Kämpfe im Studio. Wenn diese stattfanden, versuchte ich oft, Mr. Produzent zu sein und mich einzumischen und zu sagen: ‘Kommt schon, müsst ihr euch gegenseitig verprügeln?’ Aber sie drehten sich einfach um und riefen: ‘Haltet euch da raus! Was wisst ihr denn schon? Ihr wisst doch gar nichts über uns!’“, zitiert ihn VCR.

Every Breath You Take

Die Sternstunde der gemeinsamen Aufnahmen war die Entstehung von Every Breath You Take – eine Sternstunde, über deren Aufteilung heute interessanterweise innerhalb des Trios, besser gesagt zwischen Sting und Summers, immer noch finanzielle und kreative Uneinigkeit herrscht. Every Breath You Take, die Überballade, wurde von Sting komponiert. Dieser spornte Summers an: „Geh und mach es zu deinem eigenen.“ Summers kam relativ schnell mit dem bekannten Gitarrenthema an, das den Song so sehr prägte, dass es für viele eigentlich ein wichtiger kompositorischer Teil des Songs ist und Summers (mehr) Tantiemen dafür bekommen sollte. Wie auch immer:  Every Breath You Take wurde ein Welthit.

Sting: Das Ende von The Police

Sting sagte einmal über die Platte: „Während der Aufnahmen zu dieser Platte war mir klar, dass dies das Ende von Police ist.“ Die Gruppe schaffte es immerhin noch, sich für eine sechsmonatige Welttournee zusammenzuraufen – der Erfolg war schließlich enorm, aber dem Spannungsabbau innerhalb der Band war die Tour freilich wenig dienlich. Was folgte, war eine Kreativpause, die schließlich de facto das Ende der Band bedeuten sollte.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 4.3.1984 spielen The Police ihr letztes Konzert — für 23 Jahre.

Don't Miss