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Popkultur

Metallica hautnah: „Some Kind Of Monster“ wird 20!

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Metallica
Foto: Steve Jennings/WireImage/Getty Images

Die Dokumentation Some Kind Of Monster zeigt Metallica am Boden — und begleitet die Thrash-Metal-Legenden bei ihrem Neuanfang zu Beginn der 2000er-Jahre. Schonungslos und authentisch gewährt die Band in dem Film Einblicke in ihre inneren Konflikte. Das gab es vorher noch nie. Aber warum eigentlich?

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch St. Anger von Metallica anhören:

Kurz nach der Jahrtausendwende stehen Metallica an einem Scheideweg. Die beiden Alben Load (1996) und ReLoad (1997) sind nach dem Meilenstein Metallica (1991) hinter den Erwartungen zurückgeblieben und Bassist Jason Newsted hat die Band verlassen. Metallica müssen sich entscheiden: Wollen sie überhaupt weitermachen? Oder setzen sie einen Haken an ihre jahrelange Karriere und überlassen die Band den Geschichtsbüchern? Sie entscheiden sich dafür, die Arbeit an ihrem nächsten Album St. Anger aufzunehmen. Die läuft allerdings alles andere als rund, wie in der Dokumentation Some Kind Of Monster festgehalten ist.

In dem gut zweieinhalbstündigen Film sieht man Metallica die Angeschlagenheit deutlich an. Sänger James Hetfield und Schlagzeuger Lars Ulrich liefern sich wilde Wortgefechte, Türknallen inklusive. Gitarrist Kirk Hammett und Produzent Bob Rock stehen zwischen den Stühlen und möchten eigentlich nur Musik machen. Metallica drohen unter der Last von Jason Newsteds Abgang einzubrechen und stehen vor einem Scherbenhaufen. Doch das ist nicht das, was an Some Kind Of Monster interessant ist. Dokus über Rockstars, die sich streiten, gibt es mehr als genug. Nein, bei Metallica ist entscheidend, wie sie ihre Misere bearbeiten – mithilfe eines Therapeuten.

Some Kind Of Monster: Heavy-Metal-Therapie vor laufender Kamera

Phil Towle heißt der Mann, der mit Rockstars und Football-Profis arbeitet, um in ihrem Kopf aufzuräumen und sie zu coachen. Aber Moment mal: Rockstars, die einen Therapeuten beschäftigen? Ist das noch Metal? Na klar, denn was könnte härter sein, als sich den eigenen psychischen Hürden zu stellen und sie aufzuarbeiten? Das sehen Metallica genauso und nehmen die Arbeit mit Towle postwendend auf. Der wiederum beobachtet viel und gibt den Musikern Tipps, wie sie ihr Tief überwinden können. Und als wäre all das nicht genug, stellen sich Metallica eben nicht nur ihren Problemen, sondern sie tun es auch noch vor laufender Kamera.

Some Kind Of Monster scheint das ehrliche Abbild einer millionenschweren Metalband in der Krise zu sein. Die Regisseure Joe Berlinger und Bruce Sinofsky sowie ihr Team folgen Metallica auf Schritt und Tritt und sind der Gruppe dabei so nah, dass zeitweise sogar ein Abbruch der Dreharbeiten im Raum steht. Vor allem James Hetfield, der an einem Alkoholproblem leidet und sich während der Arbeit an St. Anger in eine Entzugsklinik begibt, fühlt sich unter ständiger Beobachtung nicht wohl. Doch Metallica bleiben bei ihrem Vorhaben und lassen Berlinger den Film zu Ende drehen. Zum Glück, kann man nur sagen. Denn der Streifen gehört zu den besten Musikdokus überhaupt.

Hätte Phil Towle auch die Beatles gerettet?

Some Kind Of Monster ist die Heldenreise der Band. Vom Scherbenhaufen zu Beginn der Doku kämpfen sich die Musiker bis zu dem Punkt, an dem sie ihren neuen Bassisten Robert Trujillo willkommen heißen, dessen erster Auftritt mit der Band im Gefängnis San Quentin über die Bühne geht. Metallica suchen das Gespräch mit ihrem ehemaligen Gitarristen Dave Mustaine, besuchen Jason Newsted bei einem Konzert seiner neuen Band Echobrain und räumen ein Hindernis nach dem anderen beiseite. Am 10. Juni 2003 veröffentlichen sie ihr achtes Album St. Anger und sind wieder da. Doch das ist eine andere Geschichte.

Sich in Therapie zu begeben, hat Metallica geholfen. Sie haben sich verletzbar gemacht, völlig entgegen der Regeln, die im testosterongetriebenen Rockstar-Business herrschen. James Hetfield hat mit allem Mut gegen seine Alkoholsucht gekämpft. Und spätestens seit Some Kind Of Monster ist klar: Therapie ist nichts für Schwächlinge. Wir meinen, hey, was gut für Papa Het ist, ist gut für alle, oder? Kirk Hammett geht sogar noch weiter und sagt über die Arbeit von Therapeut Phil Towle: “Wenn Lennon und McCartney Phil gehabt hätten, hätten sich die Beatles niemals aufgelöst.” Also, wer schickt Towle in die Vergangenheit?

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