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Popkultur

Pearl Jam, The Warning, Bruce Dickinson: Das sind die besten Alben des ersten Halbjahrs

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Bilie Eilish
Foto: William Drumm

Es war ein gutes erstes Halbjahr für Alternative und Rock: Alte Helden lieferten ab, Newcomer begeisterten, Frauen brachen Rekorde – und eine Legende kehrte sprichwörtlich aus dem Grab zurück. Hier kommen die besten Platten der ersten sechs Monate von 2024.

von Björn Springorum

1. The Last Dinner Party – Prelude To Ecstasy

England hat neue Indie-Rock-Heldinnen: The Last Dinner Party sind die jüngste Musiksensation von der Insel, ein barock angehauchtes Indie-Rock-Outfit, das den Spirit von Queen und ABBA ebenso in sich trägt wie das Drama von Kate Bush und den Pop eines Jane-Austen-Romans. Ihr Debüt Prelude To Ecstasy erscheint im Februar und begeistert die ganze Welt mit barock-feministischen Pop-Hymnen.

2. Bruce Dickinson – The Mandrake Project

Es ist schon bezeichnend, dass Bruce Dickinson im März mit The Mandrake Project ein Album abfeuert, das zu keiner Sekunde den langen Schatten von Iron Maiden fürchten muss. Im Gegenteil: Seine erste Soloplatte seit fast 20 Jahren ist bei aller Epik griffiger und zugänglicher als die jüngeren Maiden-Releases. In Deutschland gehen er und sein Kreativpartner Roy Z damit direkt auf die Eins.

3. Pearl Jam – Dark Matter

Mit Pearl Jam reiht sich die nächste Rocklegende in die immer voller werdende Kollektion von Produzent der Stunde Andrew Watt. Der konnte schon Ozzy und den Stones zu neuer Frische verhelfen und macht bei Pearl Jam einfach weiter damit. Dark Matter ist agil, knackig, energetisch, klingt um Welten frischer und relevanter als der Vorgänger Gigaton und bringt der Band hörbar ihren Spaß an der Sache zurück.

4. Taylor Swift – The Tortured Poets Department

Das Schöne bei Taylor Swift ist ja: Sie ist ihren Hatern immer einen Schritt voraus. Wer jetzt also wieder dummdreist „Wer?“ in ein Forum kritzelt, sollte wissen, dass es längst einen Song über jene Menschen gibt. Der steht neben vielen anderen wunderbaren Exempeln ihres bittersüßen, klugen Synth-Pop-Trennungsalbums The Tortured Poets Department. Mit dem bricht Swift alle Rekorde – schon wieder: Das Album erzielte die höchsten Streams für ein Album an einem Tag und in einer Woche auf Spotify. Die Songs des Albums machten Swift zudem zur ersten Künstlerin, die die ersten 14 Positionen der Billboard Hot 100 für sich beanspruchte.

5. The Libertines – All Quiet On The Eastern Esplanade

2024 ist das Jahr, das uns endlich die Libertines zurückgegeben hat. Die begeistern auf All Quiet On The Eastern Esplanade nicht nur mit dem neuen Look von Rock-Philosoph Pete Doherty, sondern mit einem urbritischen, begeisternden, verwunschenen, elegischen Tribut an Albion und das Leben auf den Straßen Londons. So klingt nur eine Rock-Band aus England, so klingen nur die Libertines. Mit Merry Old England enthält die erste Platte seit neun Jahren zudem vielleicht den besten, wenn auch hoffnungslos melancholischen Song der Karriere.

6. The Warning – Keep Me Fed

Die nächste internationale Rock-Sensation kommt aus Mexiko: Die drei Schwestern von The Warning feuern auch auf Keep Me Fed aus allen Rohren und empfehlen sich spätestens jetzt als nächster Headliner der ganz großen Festivals. Groß, druckvoll, eingängig und mit genau der richtigen Portion Rotz: So geht Hard Rock heute.

7. Billie Eilish – Hit Me Hard And Soft

Im direkten Chart-Duell mit Taylor Swift musste sich Billie Eilish mit Rang zwei zufrieden geben; ihre dritte Platte Hit Me Hard And Soft ist dennoch ihre mit Abstand beste. Endgültig freigeschwommen von allen Regeln, Konventionen oder Erwartungen schwimmen sie und ihr Bruder Finneas durch ein Meer an Sound, Loops, Vocals, Samples und versteckter kleiner Details, begeistern mal mit Pop, mal mit Wave, mal mit Songwriter-Vibe. Ein Herzschmerzmeisterwerk, klug und weise genug, um einem Vergleich mit Joni Mitchell standzuhalten.

8. Mark Knopfler – One Deep River

Knopfler liefert. Zwar klingt er auf One Deep River so ruhig, besonnen und nostalgisch wie vielleicht noch nie zuvor; dafür lässt er seine Gitarre noch mal so singen, wie nur er es kann. Vielleicht ist es das letzte große Album, das Werk, mit dem er auf sein Leben und seine Karriere zurückschaut. Wenn es das ist, dann hört Mark Knopfler so auf, wie er begonnen hat: auf hohem Niveau.

9. Kings Of Leon – Can We Please Have Fun

2024 ist das Jahr der Rückbesinnung. Nicht nur Pearl Jam konzentrieren sich wieder auf das, was sie in den Neunzigern groß gemacht hat – auch Kings Of Leon drehen die Zeit zurück. Nicht inhaltlich, aber auf jeden Fall in Sachen Ansatz: Can We Please Have Fun wurde live in Tennessee aufgenommen und bringt viel von der alten Dringlichkeit zurück, mit der die Band damals begeisterte. Man denke Sex On Fire, nur eben durch die Brille von 2024. Reicht für eine große Indie-Rock-Platte, die tatsächlich vor allem eines macht: Spaß.

10. Beyoncé – Cowboy Carter

Beyoncé macht Country. Und das ist sehr gut so. Ihr Meisterwerk Cowboy Carter holt die Schwarzen Wurzeln des Country mit einem gewaltigen Knall zurück aus der Versenkung und erweist all jenen die Ehre, die aus den Geschichtsbüchern herausgeschrieben wurden. Das bringt ihr bei ihrem Cover von Blackbird Lob von Paul McCartney ein – und bei ihrer visionär umgetexteten Fassung von Jolene den Respekt von Dolly Parton. Mehr kann man nicht erreichen mit einem Album.

11. Johnny Cash – Songwriter

Stell dir vor, es ist 2024 – und es erscheint eine neue Platte von Johnny Cash. Eben das ist Ende Juni passiert, als mit Songwriter ein verschollenes Album des Americana-Meisters erscheint, das über 30 Jahre lang verschollen war. Aufgenommen 1993, zeigt Songwriter eine Seite der Legende, die nicht immer im Vordergrund stand: seine Menschlichkeit. Ein großes posthumes Werk, das schmerzhaft klar macht, wie viel Talent mit ihm verloren ging.

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