------------

Popkultur

Santana, Mando Diao, Babymetal: Die besten Rockalben, die nicht auf Englisch oder Deutsch sind

Published on

Sigur Rós
Sigur Rós, Foto: Mick Hutson/Redferns/Getty Images

Sommerzeit ist Reisezeit. Auch musikalisch: Warum also mal nicht was auflegen, das zur Abwechslung mal weder auf Englisch oder Deutsch ist? Hier kommen unsere zehn Favoriten in anderen Sprachen!

von Björn Springorum

Das Gros des Rockmusikkanons ist auf Englisch. Muss aber eben noch lange nicht heißen, dass es nicht absolute Meisterwerke in anderen Sprachen gibt. Natürlich hätten wir es uns hier einfach machen können und eben schnell zehn Black-Metal-Platten auf Norwegisch aufzählen können; stattdessen haben wir lieber gekramt und zehn grandiose Platten gefunden, die weder auf Englisch noch auf Deutsch eingesungen sind.

1. Héroes del Silencio – El espíritu del vino (1993)

Sicher, man mag sie hierzulande vor allem wegen dem unverwüstlichen Entre Dos Tierras kennen, bei dem wir alle wieder merken, dass sich unsere Kenntnis der Lyrics auf ebenjene drei Worte bezieht. Doch die Héroes del Silencio waren viel mehr: Spaniens erfolgreichste Rockband surfte ab den frühen Neunzigern auch außerhalb der Heimat auf Goldkurs, lief ständig auf MTV und tourte um den Globus. El espíritu del vino, die dritte Platte, ist bis heute die erfolgreichste der Hard Rocker aus Saragossa – und die beste.

2. Sigur Rós – Ágætis byrjun (2000)

Verstehen tut man bei Sigur Rós kein Wort. Aber das muss man auch gar nicht: Die Musik der Isländer ist eh nur zum Fühlen da. Seit einem Vierteljahrhundert betört uns die Band mit ihrem einzigartigen Sound, der die magische Schönheit ihrer isländischen Heimat ebenso einzufangen weiß wie ein ganz und gar entrücktes Gefühl zu erzeugen. Das zweite Album Ágætis byrjun ist 2000 eine Post-Rock-Sensation – mit Texten in der Fantasiesprache Hopelandic und einer Gitarre, die mit dem Cellobogen gespielt wird.

3. Mando Diao – Infruset (2012)

Ihre größten Hits wie auch die meisten ihrer Lieder sind auf Englisch. Doch 2012 wagen sich Schwedens Indie-Rock-Dandys Mando Diao mal an ein Album in ihrer Muttersprache. Anlässlich des 100. Todestags des verehrten schwedischen Dichters Gustaf Fröding vertonen Björn Dixgård und Gustaf Norén (yep, damals noch glücklich vereint) zehn Gedichte des Poeten. Das Werk ist ein riesiger Erfolg – und gefällt mit bittersüßen Melodien und einer ganz eigenen Sprachmelodie.

4. Babymetal – Babymetal (2014)

Babymetal sind die Mutter aller Kawaii-Metal-Bands. Ihr lautes, wildes, quirliges, überdrehtes und dennoch knallhartes Debüt Babymetal vereint Metal und Manga und schlägt vor zehn Jahren ein wie eine Bombe. Inzwischen sind Babymetal einer der erfolgreichsten japanischen Musikexporte und gern gesehene Featuregäste bei Bands wie Bring Me The Horizon oder Electric Callboy.

5. Os Mutantes – Os Mutantes (1968)

Lauscher aufgesperrt für einen richtigen Underground-Klassiker: Mit Os Mutantes legt die gleichnamige brasilianische Band einen unfassbaren Psych-Rock-Klassiker hin, der in Untergrundzirkeln kultisch verehrt wird. Hervorgegangen aus der künstlerisch-politischen Tropicalismo-Bewegung, beeinflusst die Band Nirvana, Beck, die Talking Heads oder die Flaming Lips.

6. Alcest – Les Voyages de l’âme (2012)

Alcest gehören zu den erfolgreichsten Metal-Exporten Frankreichs. Berühmt wurden sie durch ihre gefühlvolle Verschmelzung von verträumtem Post-Rock und finsterem Black Metal – genannt Blackgaze. Unter vielen, überwiegend in französisch intonierten Werken, sticht Les Voyages de l’âme als besonders innig empfundene, märchenhafte, poetische Seelenreise hervor.

7. Boris – Flood (2000)

Japans Boris sind eine Nummer, ein Genre, ein Kosmos für sich. Von tonnenschwer bis ätherisch leicht reichen ihre Klanggebilde, stets höchst ästhetisch wie alles in Japan, mit starker Bildsprache und wogenden Arrangements. Flood ist zwar ganz anders als der wüst dröhnende Vorgänger Amplifier Worship, wurde über die Jahre aber zum experimentellen Rock-Kultklassiker.

8. Zucchero – Oro incenso & birra (1989)

Der Godfather of Italian Blues ist in seiner Heimat ein kultisch verehrter Heiliger mit Gitarre. Er trägt den Verdienstorden der Italienischen Republik, stand mit seinen Platten 13 Mal an der Spitze der italienischen Charts und ist der einzige italienische Künstler beim Freddie Mercury Tribute Konzert oder Woodstock II. Oro incenso & birra ist ein relativ frühes Werk des Blues-Künstlers, aber zugleich das international erfolgreichste. An der Entstehung arbeiten damals Eric Clapton, Ennio Morricone, Clarence Clemons, Rufus Thomas, Jimmy Smith und James Taylor mit.

9. Laibach – Nova Akropola (1986)

Von Einfaltspinseln missverstanden, von der Avantgarde geliebt: Das slowenische Kollektiv Laibach hat seit seiner Gründung 1980 die Kunst der Provokation zur Meisterschaft gebracht. Anfangs in schroffen Industrial-Maschinenhallen zuhause, haben Laibach in den letzten gut 40 Jahren alles von Post-Punk über Elektro bis hin zu Metal, Pop und Klassik in die Hand genommen und nach ihrem Willen geformt. Nova Akropola von 1986 gehört aber noch klar in die martialische Industrial-Frühphase.

10.Santana – Abraxas (1970)

Als der mexikanischstämmige Carlos Santana 1965 in San Francisco ankommt, ist es schnell um ihn geschehen. Er lässt sich von der erblühenden Gegenkultur schlucken, studiert Musik, Literatur, bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Ergebnis ist seine Band Santana, mit der er die Musikwelt nachhaltig verändern wird. Auf der zweiten Platte Abraxas (inspiriert von Hermann Hesse) von 1970 finden sich zwar auch englische Songs wie Black Magic Woman; seine gesamte Karriere über wird Santana aber immer auch spanische Songs aufnehmen.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

„Azzurro“ über alles: Der bisweilen unerklärliche Reiz von Italo Pop

Don't Miss