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Popkultur

Vom genial bis gähn: Alle Oasis-Alben im Ranking

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Haben sie jetzt wirklich nur zwei gute Alben gemacht oder gehören auch ihre späteren Sachen in jede gute Britpop-Kollektion? Hier kommt das ultimative Urteil: Alle sieben Oasis-Alben im Ranking.

von Björn Springorum

Die ganze Welt redet über die Oasis-Reunion. Noel schreibt eventuell endlich wieder Songs für Liam, um es mit Kraftklub zu sagen, und der nächste Sommer gehört in Großbritannien eh den Gallagher-Brüdern. Aber wie werden diese Konzerte überhaupt? Haben Oasis nach dieser langen Pause genügend gute Songs, um zwei Stunden vollzumachen? Und ist Wonderwall überhaupt ein guter Song? Mit ein wenig Abstand seit dem Split vor ziemlich genau 15 Jahren kommt hier unser ultimatives Ranking aller sieben Oasis-Platten. Fest steht davor aber schon eines: Oasis haben den einheimischen Rock im Alleingang wieder in die britischen Pop-Charts gebracht.

7. Standing On The Shoulder Of Giants (2000)

Das erste Album des neuen Jahrtausends ist für die Fans eine Geduldsprobe. Die Gründungsmitglieder Paul „Bonehead“ Arthurs und Paul „Guigsy“ McGuigan sind raus, ein neuer Produzent ist drin. Nach den drei Neunziger-Platten streifen Oasis auf Standing On The Shoulder Of Giants den direkten Rock’n’Roll ab und driften in eine ausgedehnte psychedelische Richtung. Das kann man durchaus aus mutig bezeichnen, zumindest aber als verständlich: Die zurückliegenden sechs Jahre haben Oasis zur größten Band Großbritanniens gemacht, da darf man ihnen ein wenig Evolution durchaus zugestehen. Psychedelische Elemente, proggige Parts und Einflüsse aus Nahost machen die ganze Sache wirklich spannend – auch wenn das hier nichts mehr mit Wonderwall zu tun hat. Roll It Over darf hier als klares Highlight gelten, während Liam Gallaghers erste Komposition Little James eher so aus der Kategorie „schwächere Ringo-Songs“ ist.

6. Heathen Chemistry (2002)

Machen wir uns nichts vor: Niemand schreibt bessere Songs für Oasis als Noel Gallagher. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Heathen Chemistry im Vergleich zu den Höhepunkten ihrer Karriere abfällt: Zum ersten Mal sind hier deutlich mehr Songs nicht von Noel. Das führt einerseits zu einer relativ ziellosen, seltsam unausgegorenen Mischung; durch ein wenig Glück andererseits mit Hung In A Bad Place zu einem sensationellen Song, geschrieben von ihrem neuen Gitarristen Gem Archer. Für Noel ist Heathen Chemistry dennoch die mit Abstand schwächste Platte. Verständlich aus seiner Sicht.

5. Dig Out Your Soul (2008)

Natürlich weiß 2008 niemand, dass das hier die letzte Oasis-Platte (bis auf Weiteres!) werden sollte, doch als hätte er es geahnt, will Noel Gallagher hier etwas besonders Ambitioniertes verwirklichen: eine Rückbesinnung auf die straighten Anfänge, gepaart mit einem gerüttelt Maß an Experimentierfreude. „Ich würde gerne ein absolut kolossales Album machen“, sagte er 2007 dem NME. Das gelingt ihm mal besser und mal schlechter, unterm Strich ist aber auch Dig Out Your Soul „nur“ ein gutes Album mit zu viel Füllmaterial.

4. Be Here Now (1997)

Fest steht: Von den drei Alben, die Oasis in den Neunzigern veröffentlicht haben, ist Be Here Now das schwächste. Das liegt einerseits, klar, am gewaltigen Druck: Die beiden Vorgänger waren zwei Platten, die die Neunziger definiert haben, so etwas schüttelt man sich nicht dauerhaft einfach so aus dem Ärmel. Andererseits ist die dritte von Oasis aber auch so etwas wie die klassische Größenwahnplatte, geboren im verzerrten Wahn des Ruhms. Verschwunden sind die markanten Riffs und die naive Ruppigkeit, dafür gibt es 72 lange Minuten mit langweiligen Bridges und Mittelteilen, endlosen Gitarren-Overdubs und mühsamen Arrangements. Das hier ist eine koksgetränkte Narrheit, das Ergebnis, wenn Musiker zu millionenschweren Göttern werden und denken, dass alles, was sie anfassen, zu Gold wird. Nicht vergessen darf man aber natürlich, dass Be Here Now mit Stand By Me und D’You Know What I Mean immerhin zwei ihrer besten Songs enthält. Noel hätte die Platte nur nicht high auf Koks abmischen sollen. Das Getöse ist dann doch etwas zu viel Phil Spector für Arme.

3. Don’t Believe The Truth (2005)

Auf ihrem sechsten und vorletzten Album Don’t Believe The Truth besinnen sich Oasis 2005 auf ihre Kernkompetenz: entschlackter Rock mit großer Klappe und Geste. Natürlich klingen sie auch hier wie die Beatles (oder vermehrt auch John Lennon solo), aber man hat das Gefühl, dass die Band diesmal auch zugibt, dass auch die Stones oder Velvet Underground ganz gute Songs geschrieben haben. Größer wird die Band damit zwar nicht; doch sie konstituiert ihren Status als Rock-Gigant und macht vor allem Millionen alter Fans glücklich, die seit Be Here Now auf die Rückkehr „ihrer“ Oasis gewartet haben.

2. (What’s The Story) Morning Glory? (1995)

An der Spitze wird das Rennen eng. Fast Kopf an Kopf. Nur ein Jahr nach dem Sensationsdebüt Definitely Maybe legen Oasis großmäulig mit (What’s The Story) Morning Glory? nach. Das Album schreit: „Wir haben es euch doch gesagt!“ Es beweist, dass Oasis eben keine Eintagsfliege sind, sondern gerade erst warm werden. Von einer Brit-Sensation steigt die Band hier zu weltweiten Superstars auf. Das liegt natürlich vor allem an Wonderwall, bei Weitem nicht der beste Song in ihrem Kanon, aber weiß Gott ihr Berühmtester. Generell könnte jeder Sing eine Single sein, selbst Hello ist locker so gut wie Don’t Look Back In Anger. Mit Champagne Supernova ist hier zudem ihr vielleicht bester Song überhaupt drauf, ein Monolith, der Britpop auf ewig definiert.

1. Definitely Maybe (1994)

Gleich mit dem Debüt unsterblich werden, gleich mit dem allerersten Album einen zeitlosen Klassiker, ein definierendes Rock’n’Roll-Manifest vorzulegen, ist nicht vielen Bands vergönnt. Gewiss nicht den Beatles oder den Stones. Oasis schon. Die Platte klingt wie die Greatest Hits-Platten anderer Bands, die nach 20 Jahren mühsam auf diese Anzahl von großen Songs kommen. Bei Oasis ist es einfach der erste Anlauf. Rock’n’Roll Star, Shakermaker, Live Forever, Supersonic, Slide Away, Cigarettes And AlcoholDefinitely Maybe ist ein altersloser Klassiker, der ausschließlich aus riesigen Rock’n’Roll-Songs mit Goliath-Refrains und großer Klappe besteht.

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