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Popkultur

„x“ von Ed Sheeran wird 10: Die Geburt eines Superstars

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Ed Sheeran
Foto: Joseph Okpako/ GettyImages

Er sieht aus wie ein Hobbit, rappt wie ein Amerikaner und liefert 2014 die schönsten Lagerfeuerballaden: Vor zehn Jahren wird Ed Sheeran zum globalen Superstar. Daran sind auch Pharrell Williams und Rick Rubin Schuld.

von Björn Springorum

Musikhistoriker forschen ja gern nach dem Urknall. Nach dem Moment, an dem es losging. Dem definierenden Augenblick, nach dem nichts mehr so war wie zuvor. Bei Ed Sheeran lässt sich das genau terminieren: Als der englische Singer/Songwriter am 20. Juni 2014 sein zweites Album x veröffentlicht, ist er vielleicht noch kein globaler Pop-Titan, aber ein aufstrebender Musiker, dem man den ganz großen Durchbruch jederzeit zutraut. Und wenig später plötzlich einer der größten Popmusiker Großbritanniens.

Not you typical Popstar

Das ging sehr schnell. Selbst für das 21. Jahrhundert. Um den rasanten Flug von Ed Sheeran in die Stratosphäre zu verstehen, muss man sich die Jahre davor genau anschauen. Der Erfolg ist nämlich keinesfalls Zufall, Glück oder einfach so passiert. Schon lange davor wisperte man sich den Namen Ed Sheeran zu, empfahl man diesen unscheinbaren Typen mit den roten Haaren weiter. Er wirkte eher wie der Typ nebenan. Und dennoch war da was.

Elton John und Taylor Swift sind Fans

Schon 2010 bekennt sich Elton John als Fan, 2011 spielt er mit ordentlich Media-Buzz bei Glastonbury. Damals ist er kaum 20. Sein erstes Album + bekommt einen Brit Award, er spielt für die Queen und bei Olympia, schreibt sogar einen Song mit Taylor Swift. Zumindest was Großbritannien angeht, war also allen klar, dass hier etwas Großes heranwächst, eine neue Pop-Sensation. Der Rest der Welt, der wurde aber eben erst am 20. Juni 2024 Sheeran-ifiziert.

Und anfangs… anfangs reagiert man auch außerhalb Großbritanniens mild irritiert. Wer war dieser Rotschopf mit dem schelmischen Grinsen und der akustischen Gitarre? Sicher, viele kennen damals schon I See Fire, seine grandiose Folk-Ballade, die er für Peter Jacksons Hobbit schreibt. Doch hinter diesem epischen Song stellt man sich eben auch eher einen epischen Musiker vor. Ed Sheeran ist aber eben nicht wie andere Popstars. Und schreibt das kleine Einmaleins der Überflieger einfach mal neu. Er tanzt nicht, er sieht nicht geleckt aus, er trägt keine fancy Klamotten. Er singt einfach seine Songs.

Von Folk zu Neo-Soul-Funk

Dennoch klingt x so ganz anders als +. Wo das Debüt von akustischen Lagerfeuerliedern dominiert ist, von Folk-Songs, Shanties und melancholischen Balladen, explodiert vor zehn Jahren Ed Sheerans Kreativität. x pendelt zwischen Pop, Folk, Soul und R’n’B. Nicht weil ihm das seine Produzenten so gesagt haben. Sondern weil er seither einfach nicht die richtigen Produzenten hatte, um all seine musikalischen Interessen auf ein Album zu bannen. Herrje, der Typ ist sogar ein beinharter Metal-Fan. Man muss es ja nicht immer gleich hören.

Also verpflichtet er diesmal einfach eine Phalanx aus Benny Blanco, Emile Haynie, Jake Gosling, Jeff Bhasker, Johnny McDaid, Pharrell Williams und Rick Rubin für seine musikalische Neuerfindung. Treibende Kraft hinter der Produktion wird Rubin, der mit Sheeran aus „hunderten“ Songs, die er laut Eigenaussage geschrieben hat, 15 Songs auswählt und aufnimmt. Wie Sheeran mal sagte, fing er mit einer weiteren Akustik-Platte an, „die sich dann in eine Neo-Soul-Funk-Platte verwandelt hat.“ Wahrscheinlich hat dieser Wagemut seine Karriere überhaupt erst möglich gemacht: Wie Sheeran anmerkte, ist er vor den Aufnahmen bereits gelangweilt von den Songs.

Sänger mit Flow

Nach den Arbeiten mit Produzenten-Buddha Rubin schreibt Sheeran noch ein paar andere Songs und nimmt sie mit anderen Produzenten auf – I’m A Mess etwa und Thinking Out Loud, die zu den größten Radioerfolgen des Albums werden sollen. Andere Songs sind ursprünglich ein wenig schroffer gehalten: Die ursprünglichen Versionen von Sing, Don’t und The Man enthalten jede Menge Schimpfwörter. Ein Taxifahrer überzeugt Sheeran dann eines Nachts, das lieber nicht zu tun, weil seine kleine Tochter ein Fan ist. Der Musiker lenkt ein. Und öffnet seine Musik damit möglicherweise einem noch größeren Hörerkreis. Verdammt, er ist sogar ein echt guter Rapper mit Flow, auch wenn er selbst singt: I’m not a rapper, I’m a singer with a flow. Damn right.

Der Erfolg, der am 20. Juni 2014 über Ed Sheeran hereinbricht, ist gewaltig. 2014 und 2015 verkauft sich x insgesamt acht Millionen Mal, 2014 wird keine Platte bei Spotify öfter gestreamt. Das ist alles sehr erstaunlich, weil sich Sheeran eigentlich einen Namen als folkiger Songwriter gemacht hat – und auf einmal als Popstar gen Olymp fährt. Die zahlreichen Kollaborateure verderben nicht den Brei, im Gegenteil: Sie lassen ihn erstmals richtig strahlen. Und damit hat er bis heute nicht aufgehört.

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